Verzugszinsen berechnen: Ein Guide für Unternehmer
- fidelmesghena
- 28. Apr.
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Mai
Säumige Kunden sind ein Ärgernis, das nicht nur Ihre Liquidität strapaziert, sondern auch zusätzliche Arbeit verursacht. Doch wussten Sie, dass Sie für die Zeit des Verzugs eine gesetzliche Entschädigung in Form von Verzugszinsen verlangen können? Dieser Guide zeigt Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie Verzugszinsen korrekt berechnen, um Ihr Geld schneller zu erhalten und sich für die Wartezeit entschädigen zu lassen.
Warum Verzugszinsen wichtig sind und was sie bedeuten
Wenn ein Kunde eine Rechnung nicht fristgerecht bezahlt, gerät er in Zahlungsverzug. Dies verursacht Kosten auf Ihrer Seite – sei es durch entgangene Anlagemöglichkeiten, zusätzliche Finanzierungskosten oder den administrativen Aufwand des Mahnwesens. Verzugszinsen dienen dazu, Sie als Gläubiger für diesen finanziellen Schaden zu entschädigen, der durch den verspäteten Zahlungseingang entsteht. Sie sind eine gesetzlich vorgesehene Kompensation und stellen einen Anspruch dar, der zusätzlich zur offenen Forderung besteht.
Die gesetzliche Grundlage: Das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB)
Die rechtliche Basis für Verzugszinsen in Deutschland bildet das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB), insbesondere § 288 BGB. Dieser Paragraph legt die Höhe des gesetzlichen Verzugszinssatzes fest. Dabei wird zwischen Geschäften mit Verbrauchern (B2C) und Geschäften zwischen Unternehmen (B2B) unterschieden.
Die Berechnung der Verzugszinsen basiert auf dem sogenannten Basiszinssatz gemäß § 247 BGB. Dieser Basiszinssatz wird von der Deutschen Bundesbank halbjährlich neu festgelegt (zum 1. Januar und 1. Juli).
Auf diesen Basiszinssatz wird ein gesetzlich festgelegter Aufschlag addiert:
Bei Verbrauchergeschäften (B2C) beträgt der Aufschlag 5 Prozentpunkte über dem Basiszinssatz.
Bei Geschäften zwischen Unternehmen (B2B) beträgt der Aufschlag 9 Prozentpunkte über dem Basiszinssatz.
Wichtig: Prüfen Sie immer den aktuell gültigen Basiszinssatz der Deutschen Bundesbank.
Verzugszinsen berechnen: Die Formel und das Vorgehen
Die Berechnung der Verzugszinsen folgt einer klaren mathematischen Formel. Bevor Sie diese anwenden können, müssen Sie jedoch einige Informationen zusammentragen:
Der offene Rechnungsbetrag: Die Hauptforderung, für die Zinsen berechnet werden.
Der relevante Zeitraum: Die Anzahl der Tage, an denen sich der Schuldner im Verzug befand.
Der korrekte Zinssatz: Der aktuell gültige gesetzliche Verzugszinssatz (Basiszinssatz + Aufschlag) für die Art des Geschäfts (B2B oder B2C).
Die allgemeine Formel lautet:
Verzugszinsen=(100×365Rechnungsbetrag×Zinssatz×Verzugstage)
(Hinweis: In Schaltjahren wird durch 366 Tage geteilt. Für die Vereinfachung in der kaufmännischen Praxis wird manchmal mit 360 Tagen gerechnet, rechtlich sicherer ist jedoch die Taggenauigkeit mit 365/366 Tagen.)
Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Berechnung
Gehen Sie wie folgt vor, um die Verzugszinsen für eine spezifische Rechnung zu berechnen:
Schritt 1: Zahlungsverzug feststellen
Verzug tritt ein, wenn der Schuldner trotz Fälligkeit nicht zahlt. Dies geschieht typischerweise:
Durch eine konkret vereinbarte Zahlungsfrist (z. B. "zahlbar bis zum 15. März"). Der Verzug beginnt am Tag nach Fristablauf.
Spätestens 30 Tage nach Fälligkeit und Zugang der Rechnung (§ 286 Abs. 3 BGB). Bei Verbrauchern muss auf den Beginn der 30-Tage-Frist in der Rechnung besonders hingewiesen werden.
Durch den Zugang einer Mahnung nach Fälligkeit der Rechnung.
Der erste Tag des Verzugs ist der Tag nach Eintritt des Verzugsgrundes.
Schritt 2: Den richtigen Zinssatz ermitteln
Finden Sie den aktuell gültigen Basiszinssatz der Deutschen Bundesbank heraus. Addieren Sie die entsprechenden Prozentpunkte hinzu: 9 % für B2B-Geschäfte, 5 % für B2C-Geschäfte.
Beispiel (fiktiv): Ist der Basiszinssatz -1,13 % (Stand 01.01.2024), beträgt der Verzugszinssatz für B2B 7,87 % (-1,13 + 9) und für B2C 3,87 % (-1,13 + 5).
Schritt 3: Zinstage bestimmen
Zählen Sie die Tage ab dem ersten Tag des Verzugs bis zum Tag vor dem tatsächlichen Zahlungseingang oder bis zu dem Tag, für den Sie die Zinsen berechnen möchten (z. B. bis zum Datum der Mahnung).
Schritt 4: Die Formel anwenden
Setzen Sie den Rechnungsbetrag, den Zinssatz und die Anzahl der Zinstage in die oben genannte Formel ein, um die Höhe der Verzugszinsen zu erhalten.
Rechenbeispiel für Verzugszinsen
Nehmen wir an:
Rechnungsbetrag: 1.500 €
Zahlungsziel: 01. Mai 2024
Tatsächlicher Zahlungseingang: 15. Juni 2024
Geschäft: B2B
Basiszinssatz (fiktiv für diesen Zeitraum): 1,00 % p.a.
Verzug festgestellt: Verzug beginnt am 02. Mai 2024.
Zinssatz ermittelt: B2B-Zinssatz = Basiszinssatz + 9 % = 1,00 % + 9 % = 10,00 % p.a.
Zinstage bestimmt: Vom 02. Mai 2024 bis 14. Juni 2024. Das sind 44 Tage.
Formel angewendet:

Häufige Fragen & Tipps rund um Verzugszinsen
Ab wann genau fallen Verzugszinsen an?
Wie in Schritt 1 erwähnt: Mit Eintritt des Verzugs. Das kann durch eine Fristsetzung, nach 30 Tagen oder durch eine Mahnung geschehen.
Was ist der Unterschied zwischen Verzugszinsen und Mahngebühren?
Mahngebühren sind Kosten, die Ihnen durch den Prozess des Mahnens entstehen (Porto, Papier etc.). Sie können diese Kosten (oft pauschal, § 288 Abs. 5 BGB erlaubt z.B. eine Pauschale von 40 € bei B2B) zusätzlich zu den Verzugszinsen geltend machen. Verzugszinsen sind die Kompensation für die entgangene Nutzung des Geldes während der Verzugszeit.
[Hier Interner Link einfügen: Link zu einem Blogartikel über Mahngebühren oder Mahnungen schreiben]
Kann ich höhere Zinsen als den gesetzlichen Satz verlangen?
Grundsätzlich gilt der gesetzliche Verzugszinssatz. Sie könnten vertraglich einen höheren Zinssatz vereinbaren, dieser darf jedoch nicht wucherisch sein. Oder Sie müssten nachweisen, dass Ihnen durch den Verzug ein höherer Schaden entstanden ist, der über den gesetzlichen Zinssatz hinausgeht. Letzteres ist in der Praxis oft schwierig.
Gibt es Zinseszinsen auf Verzugszinsen?
Für die gesetzlichen Verzugszinsen gibt es nach § 289 BGB grundsätzlich keine Zinseszinsen (Zinsen auf Zinsen), es sei denn, es handelt sich um Forderungen aus einem Kontokorrentverhältnis.
Verzugszinsen berechnen mit Software: Einfacher geht's nicht
Die manuelle Berechnung von Verzugszinsen, besonders bei vielen offenen Posten mit unterschiedlichen Zahlungszielen und dem sich ändernden Basiszinssatz, kann schnell komplex und fehleranfällig werden. Hier kommt moderne Software ins Spiel.
Eine gute Mahnsoftware automatisiert die Berechnung der Verzugszinsen auf Basis der hinterlegten Rechnungsdaten, Fälligkeiten und des aktuell gültigen Basiszinssatzes. Dies spart Ihnen nicht nur wertvolle Zeit, sondern stellt auch sicher, dass die Berechnung korrekt und gesetzeskonform erfolgt.
Fazit: Nutzen Sie Ihr Recht auf Verzugszinsen
Verzugszinsen sind ein wichtiges Instrument, um sich gegen die negativen Folgen von Zahlungsverzug abzusichern. Die Berechnung nach dem gesetzlichen Standard ist klar geregelt, erfordert aber die genaue Anwendung der Formel und Kenntnis des aktuellen Basiszinssatzes.
Um Fehler zu vermeiden und den Prozess effizient zu gestalten, ist der Einsatz einer spezialisierten Software ideal. Sie nimmt Ihnen die manuelle Arbeit ab und sorgt dafür, dass Sie Ihren Anspruch auf Verzugszinsen einfach und korrekt durchsetzen können.
Bereit, Ihr Mahnwesen zu optimieren und Verzugszinsen mühelos zu berechnen?
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