Wenn jemand Schulden bei Dir hat, muss das nicht nur Nachteile haben. So steht Dir auch eine kleine Kompensation zu, die von Deinem Schuldner zu zahlen ist. Diese kommt in Form der Verzugszinsen. Für jeden Tag, den Dein Schuldner mit seiner Zahlung in Verzug ist, darfst Du Zinsen verlangen. Aber wie hoch sind diese und wie kannst Du die Verzugszinsen berechnen?

Geld eintreiben ist Arbeit. Mitunter sogar harte Arbeit, die Dir nicht bezahlt wird. Schätzungen sagen, dass es im Schnitt über 200 Minuten kostet, alles in die Wege zu leiten, damit Dein Schuldner Dir Dein Geld bezahlt. Das ist schon fast ein halber Arbeitstag. Damit Du aber wenigstens eine kleine Kompensation bekommst, gesteht das Gesetz Dir zu, Verzugszinsen zu verlangen. Und diese sind immerhin höher als wenn Du Dein Geld auf der Bank liegen hättest. Aber wie funktionieren sie und wie kannst Du Verzugszinsen berechnen?

Wie kannst Du die Verzugszinsen berechnen?

Die Formel, mit der Du die Verzugszinsen für Kunden berechnen kannst, ist simpel. Sie liegen immer fünf Prozent über dem Basiszins der Deutschen Bundesbank. Der Basiszins wird halbjährlich veröffentlicht und orientiert sich an Vorgaben der Europäischen Zentralbank. Er dient in erster Linie der Bewertung von Kapitaldienstleistungen.

Seit einigen Jahren ist der Basiszins negativ. Im ersten Halbjahr 2019 beträgt er -0,88 Prozent. Addierst Du nun fünf Prozent darauf, erhältst Du den Zinssatz, den Du Deinen säumigen Kunden berechnen kannst: 4,12 Prozent.

Allerdings gilt dieser Zinssatz immer für ein Jahr. Wenn Du also die Verzugszinsen für Deine Kunden berechnen willst, musst Du diese runterrechnen auf die Tage, die Dein Kunde am Ende in Verzug war. Keine Sorge, wir wollen Dir gleich ein Beispiel vorrechnen.

Ab wann kannst Du Verzugszinsen berechnen?

An dem Tag, an dem das Zahlungsziel Deines Kunden verfehlt wurde, beginnst Du, die Verzugszinsen zu berechnen. Sprich: Wenn auf Deiner Rechnung vom 1.1. steht „Bitte bezahlen Sie diese Rechnung ab Empfangsdatum innerhalb von 14 Tagen“, dann ist das Zahlungsziel der 15.1. (sofern Du die Rechnung per E-Mail versendet hast). Ab dem 16.1. kannst Du also Verzugszinsen verlangen.

Wenn Du übrigens kein klares Zahlungsziel definiert hast, greift der automatische Zahlungsverzug. Der tritt nach 30 Tagen ein.

Wie kannst Du Verzugszinsen berechnen? Ein Beispiel.

Nehmen wir einmal an, Du seist Online-Händler. Ein Kunde kauft bei Dir am 1.1. Waren im Wert von 250 Euro. Du schickst ihm per Mail noch am selben Tag die Rechnung und legst das Zahlungsziel auf den 15.1. fest.

Doch am 15.1. kommt kein Geld. Du wartest einige Tage – immer noch nichts. Du schickst eine Zahlungserinnerung, auf die Dein Kunde nicht reagiert. Eine Woche später schickst Du eine Mahnung hinterher, die ebenfalls unbeantwortet bleibt.

Nun ist der 1.2., Du hast immer noch kein Geld und Du siehst auch keine große Hoffnung, dass Dein Kunde bald reagiert. Dir bleibt also nichts anderes übrig, als Dich an den Anbieter eines professionellen Forderungsmanagements zu wenden, ein Inkassounternehmen.

Dieser schickt nun seinerseits eine Mahnung, die Dein Kunde ignoriert. Das Inkassounternehmen geht also zum Rechtsanwalt, der vor dem Gericht einen durchsetzbaren Titel erwirkt. Dieses schickt nun wiederum eine Mahnung an Deinen Kunden. Und dieses Mal wirkt sie. Vor dem starken Arm der Judikative knickt auch der resistenteste Schuldner ein. Er bezahlt Mitte Oktober seine Schulden.

Nun ist allerdings bereits der 16.10. Es sind also 273 Tage vergangen. Zusätzlich zu den Gebühren für das Inkassounternehmen und die Gerichtskosten addierst Du also noch die Verzugszinsen zu der Geldsumme, die Dein säumiger Kunde Dir schuldet.

4,12 Prozent von 250 Euro sind 10,30 Euro. Allerdings gelten die 4,12 Prozent für ein Jahr, Dein Schuldner war aber nur 273 Tage in Verzug. Mit einem simplen Dreisatz kannst Du nun berechnen, wie hoch die Summe der Verzugszinsen ist.

Das Zinsjahr rechnet mit 360 Tagen – die entsprechen also den 10,30 Euro. Nun kannst Du diese Zahl durch die Tage des Jahres teilen: 10,3/360. Die Zinsen für einen Tag betragen also 2,86 Cent. Und als letzten Schritt multiplizierst Du diese 2,86 Cent mit den Tagen, die Dein Kunde tatsächlich in Verzug war, den besagten 273. So kommst Du auf 7,81 Euro. Das ist zwar nicht besonders viel – aber immerhin mehr als ein gewöhnliches Sparbuch abwerfen würde.

Verzugszinsen berechnen. Simpel aber effektiv

Du siehst also, auch wenn die Beträge auf den ersten Blick nicht gigantisch sind, lohnt es sich, Verzugszinsen bei Geschäften mit Kunden selbstverständlich jedes Mal zu berechnen. Denn wer weiß, eines Tages wartest Du womöglich auf eine sehr viel größere Summe. Und dann kommen, wenn Du die zugehörigen Verzugszinsen berechnen möchtest, am Ende ansehnliche Beträge zusammen.